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09.10.2018

Netzwerk Demenz Stuttgart informiert: Engpässe Pflege in Stuttgart - Kurs Demenzpartner 25.10. - Stadtteilaktivitäten - Erfahrungsstand zur Pflegebegutachtung - Technische Hilfen zum Anfassen - Kassen müssen Demenz-Reha bezahlen - Angebote für Angehörige

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
in diesem Rundmail erhalten Sie eine Reihe von Hinweisen und Informationen. Beachten Sie bitte auch den Hinweis zum Datenschutz am Ende dieses E-Mails.

Engpässe bei Pflege und hauswirtschaftlicher Unterstützung in Stuttgart
Seit vielen Monaten gibt es in Stuttgart einen Mangel an Unterstützungsmöglichkeiten. Pflegende Angehörige haben Schwierigkeiten, pflegerische und hauswirtschaftliche Unterstützung durch Pflegedienste zu organisieren. Die Dienste selbst berichten von Wartezeiten und Absagen bei Anfragen. Sie finden nicht genügend Mitarbeiter und qualifizierte Fachkräfte. Auch die Beratungsdienste, die solche Hilfen vermitteln, berichten inzwischen von großen Schwierigkeiten. Die Probleme beziehen sich ebenso auf Kurzzeitpflegeplätze und Dauerpflegeplätze. Mitunter müssen Stationen leer bleiben weil die Mitarbeiter nicht gefunden werden, die dort arbeiten könnten. Die Schwierigkeiten sind nicht auf die Großstadt Stuttgart begrenzt. Auch die Beratungsstellen in umliegenden Landkreisen berichten von ähnlichen Problemen. So sind Stuttgarter auch damit konfrontiert selbst in umliegenden Landkreisen kaum zeitnah geeignete Kurzzeitpflegeplätze zu finden. Die Aussage einer Einrichtung, „die werden bei uns mittlerweile auch schon ein Jahr im Voraus gebucht“, ist bezeichnend.
Wenn diese grundlegenden Unterstützungsformen schwer zu organisieren sind oder nur mit längeren Wartezeiten, sind die sogenannten „informellen Netzwerke“ in Gefahr. Das sind vor allem die pflegenden Angehörigen, die nach wie vor den größten Anteil zur Unterstützung pflegebedürftiger und demenzkranker Menschen tragen. Sie sind darauf angewiesen, dass sich geeignete Hilfe möglichst passgenau und ohne lange Wartezeit bei Bedarf mit Unterstützung gut informierter Beratungsdienste organisieren lässt. Nur so können die Angehörigen auf Dauer die Aufgaben und Herausforderungen bei der Unterstützung ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder meistern.
Mittlerweile werden von fast allen Seiten aus die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen kritisiert, mit ein gewichtiger Grund, warum nicht genügend Menschen in diesem Berufsfeld arbeiten und verbleiben. Unter folgenden Link finden Sie eine sachlich fundierte Darstellung der Problematik in Pflegeberufen: https://www.finanzen.de/sites/default/files/infobroschuere_risiko_pflegeberuf.pdf

Basiskurs „Demenz Partner“ am 25. Oktober um 19 Uhr in Stuttgart für interessierte Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger
Für interessierte Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger bietet der Vorsitzende des Vereins „Besuch im Anderland“, Wolfgang Strobel, am Donnerstag, 25.10., von 19.00 bis 20.30 Uhr in Kooperation mit dem Netzwerk Demenz Stuttgart einen Basiskurs zu Demenz an. Der Kurs ist Teil der Initiative „Demenz Partner“ der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Er findet in Räumen der Evangelischen Gesellschaft in der Büchsenstr. 34/36 statt. Die Initiative Demenz Partner knüpft an Aktivitäten der weltweiten Aktion „Dementia Friends“ an. Die Aktion will das Bild und die Wahrnehmung von Menschen mit Demenz in der Gesellschaft verändern. Durch die Teilnahme an einem Basiskurs kann Jeder zum Demenz Partner werden. Die Idee geht davon aus, dass schon Kleinigkeiten helfen können, das Leben von Menschen mit Demenz leichter und schöner zu machen, so z. B. allein schon das kurze Gespräch mit der Nachbarin im Treppenhaus, die demenzkrank ist. Etwas Wissen und Verständnis über die Erkrankung und ein paar praktische Tipps können bei solchen Begegnungen sehr hilfreich sein. Wolfgang Strobel bereitet seit vielen Jahren im Rahmen seines Vereins Grundschulkinder auf die Begegnung mit demenzbetroffenen Menschen vor. Die Schulklassen besuchen nach der Vorbereitung einige Male mit seiner Begleitung Menschen mit Demenz in Pflegeheimen. Der Besuch des Basiskurses am 25.10. ist kostenlos und ohne Anmeldung möglich.
Ein Plakat zu dem Kurs steht hier zum Download bereit: Plakat

Stadtteilorientierte Demenznetzwerke und –initiativen weiterhin in Stuttgart aktiv
Die Netzwerke und Initiativen in Bad Cannstatt sowie in Stuttgart-Ost, Stuttgart-West und Möhringen/Vaihingen haben sich inzwischen gut etabliert. Neben unterschiedlichen Veranstaltungen, die immer wieder durchgeführt werden, gibt es teils auch besondere Aktivitäten wie z. B.in Cannstatt ein Versuch mit einer „Notfalldose“ mit wichtigen Informationen etwa zu einzunehmenden Medikamenten oder Telefonnummern von Angehörigen. Die Dose wird verschlossen im Kühlschrank aufbewahrt und ist so für jeden zugänglich, der z. B. wegen eines Notfalls in die Wohnung kommt. Ein Hinweis zur Dose kann an der Haustüre oder einer anderen gut sichtbaren Stelle angebracht werden. Die Initiative Möhringen/Vaihingen hatte einen Demenz-Parcours ausgeliehen und in einem öffentlichen Raum aufgebaut. Dort konnten Menschen an mehreren Stationen mit verschiedenen Aufgabenstellungen nachempfinden wie man mit einer Demenzerkrankung wahrnimmt und fühlt.

Hilfen zur richtigen Pflegeeinstufung und Erfahrungsstand mit Begutachtungen seit der großen Reform
Seit Januar 2017 wird nicht mehr in drei Pflegestufen eingestuft, sondern in fünf Pflegegrade und die Definition von Pflegebedürftigkeit, die Grundlage für die Einstufung ist, hat sich grundlegend geändert. Der Grad der Selbstständigkeit in fünf Lebensbereichen bzw. das Ausmaß an Beeinträchtigungen in diesen ist entscheidend. Der rein grundpflegerische körperliche Pflegebedarf fließt nur noch zu 40 % in die Bewertung mit ein und der zeitliche Umfang des Hilfebedarfs ist nicht mehr relevant. Dafür werden unter anderem geistige und soziale Kompetenzen sowie der selbstständige Umgang mit therapeutischen und medizinischen Verrichtungen berücksichtigt. Das Bewertungsverfahren besteht im Wesentlichen aus 65 relativ klar umschriebenen Bewertungskriterien, die jeweils einzeln einzuschätzen sind.
Heute nach fast zwei Jahren kann man aus den Erfahrungen pflegender Angehöriger und von Beratungsdiensten, die mit Begutachtungen zu tun haben, folgendes zusammenfassen: Aufgrund der deutlich höheren Komplexität des neuen Bewertungssystems ist es nach wie vor schwierig in einem Einzelfall schnell zu einer groben Einschätzung des zutreffenden Pflegegrads zu kommen. Man kommt meist nicht umhin die 65 Einzeleinschätzungen tatsächlich vorzunehmen. Von daher kommt es vermutlich seltener zu Widersprüchen gegen Einstufungen, auch wenn diese berechtigt wären. Gehen jedoch Beratungsdienste z. B. mit pflegenden Angehörigen sukzessive die Bewertungskriterien mit inhaltlichen Erläuterungen und Berechnungshilfen durch wie sie im Folgenden beschrieben werden, ergibt sich daraus eine sehr solide Grundlage zur Durchsetzung eines Widerspruchs. Das Vorhandensein oder nicht Vorhandensein einer Fähigkeit lässt sich klarer belegen als die erforderliche Zeit für eine Pflegeverrichtung nach dem alten System. Widersprüche sind so besser zu begründen. Doch sind aufgrund der stichhaltigeren Bewertungskriterien auch die Begutachtungen selbst bereits solider und verlässlicher geworden? Die gesammelten Erfahrungen der in dieser Hinsicht versierten Beratungsdienste weisen nicht darauf hin. Die dafür notwendige Datensammlung in der Begutachtungssituation scheint in vielen Fällen nicht ausreichend und differenziert genug zu erfolgen. Häufig werden aufgrund von allgemeinen Beschreibungen der Krankheitssituation und des Hilfebedarfs durch Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen schnell Rückschlüsse auf die Bewertungen in den Einzelkriterien gemacht. Dies ist für die Gutachter durchaus statthaft, sie werden in den Begutachtungsrichtlinien auf diese Möglichkeit hingewiesen. Jedoch fällt auf, dass es durch diese ökonomische Vorgehensweise auch zu Fehleinschätzungen kommen kann. Auch der alte Fehler bei Begutachtungen, dass bei demenzkranken Menschen die Angehörigen zu wenig befragt werden und ihnen nicht aktiv die Möglichkeit eines gesonderten Gesprächs angeboten wird, um das demenzkranke Familienmitglied nicht bloß zu stellen, tritt nach wie vor auf. Insgesamt ist auch festzustellen, dass Pflegegrad 1 und damit der Einstieg in die Leistungen zwar viel leichter zu erreichen ist als früher, jedoch dem Anschein nach die Gutachter die Hürde zum Pflegegrad 2 eher hoch setzen. Dies ist nicht verwunderlich, denn die Leistungen bei Pflegegrad 1 sind noch sehr gering und ab Pflegegrad 2 um ein Vielfaches höher. Als Fazit ergibt sich somit: Die Qualität der Pflegeeinstufung hängt nach wie vor vom Menschen bzw. den Gutachtern ab und von der Art und Weise wie gut und differenziert sie die Daten erheben. Dies geschieht in der Praxis nach wie vor unterschiedlich. Widersprüche bleiben daher nach wie vor ein wichtiger Weg, um im Einzelfall zu einer angemessenen Einstufung zu gelangen. Es braucht noch mehr Übung und Eingewöhnung für Fachdienste in das komplexe Verfahren, um diesbezüglich gut helfen und beraten zu können.
Praktische Hilfen und Ratgeber für Angehörige und Fachleute zur neuen Einstufungsmethode gibt es inzwischen viele. Bezogen auf demenzkranke Menschen sind zunächst folgende drei Texte empfehlenswert, die zum Download bereit stehen:

Tipp: Um eine Selbsteinschätzung des Pflegrads etwa für einen Widerspruch vorzunehmen, öffnen Sie am PC den VdK-Selbsteinschätzungsbogen. Drucken Sie zudem den 12-seitigen Einschätzungsbogen der Fachberatung Demenz zur Pflegeversicherung aus und legen Sie die Tabelle mit den stichwortartigen Beschreibungen zu den Abstufungen der 65 Einzelkriterien neben den PC. Gehen Sie nun alle 65 Einzelkriterien der Reihe nach durch und kreuzen die passende Abstufung am PC entsprechend den Erläuterungen zu den Abstufungen in der ausgedruckten Tabelle an. Anschließend können Sie den VdK-Bogen mit den Ankreuzungen ausdrucken (auch speichern) und ggf. als Widerspruchsbegründung an die Pflegekasse senden.
Wenn Sie sich noch eingehender mit der Pflegeeinstufung für demenzkranke Menschen und den Leistungen der Pflegeversicherung befassen möchten, können Sie den Mitte des Jahres erschienen vollständig überarbeiteten Leitfaden zur Pflegeversicherung von Susanna Saxl und Günther Schwarz bei der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg oder der Deutschen Alzheimer Gesellschaft für 6 € anfordern (https://shop.deutsche-alzheimer.de/broschueren/33/leitfaden-zur-pflegeversicherung oder https://www.alzheimer-bw.de/infoservice/infomaterial-bestellen/detailansicht/kategorie/broschueren-und-buecher/produkt/leitfaden-zur-pflegeversicherung/ ).

Technik für Demenzkranke zum Anfassen in Stuttgart
Die Wohnberatung des DRK in Stuttgart kann im Rahmen einer größeren Spende sukzessive technische Hilfsmittel als Muster anschaffen, die für Menschen mit Demenz wie auch für andere Menschen mit Pflegebedarf hilfreich sein können. Angeschaut und auch angefasst und ausprobiert werden können diese Hilfsmittel vor allem in der barrierefreien Musterwohnung in der Lindenspürstraße 39. Dort gibt es auch regelmäßig Beratungstermine und jeden ersten Donnerstag im Monat ist die „Werkstatt Wohnen“ in der Zeit von 16:00 – 18:00 Uhr für jedermann geöffnet. Kleinere Geräte können auch zum Ausprobieren Mal mit nach Hause genommen werden. Das könnte z. B. ein Trinkwächter sein, der elektronisch ans regelmäßige Trinken erinnert, eine sprechende Tablettenbox oder ein Telefon mit Fototasten, bei dem zum Wählen ein Druck auf die Taste mit dem Foto des anzurufenden Angehörigen genügt. Die Funktionsweise größerer Geräte können in der Musterwohnung vorgeführt werden, so z. B. ein Sensor für eine Bettmatratze, der ein Funksignal sendet, wenn die Person aufsteht, . Auch Ortungsgeräte für Demenzkranke sollen noch im Oktober mit angeschafft werden. Wer einen Beratungstermin möchte kann sich an Anja Schwarz von der Wohnberatung wenden. Eine Beratung ist nur für Stuttgarter möglich. Näheres ist hier zu erfahren: https://www.drk-stuttgart.de/angebote/wohnen-und-betreuung/wohnberatung.html
Zum Thema „Hin- und Weglaufen“ demenzkranker Menschen hat die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg einen interessanten kostenlosen Ratgeber veröffentlicht, bei dem viele Fragen dazu angesprochen sind und auch über Ortungsgeräte informiert wird: https://www.alzheimer-bw.de/infoservice/infomaterial-bestellen/detailansicht/kategorie/broschueren-und-buecher/produkt/ich-will-nach-hause-vom-hin-und-weglaufen/
Nach wie vor steht auch die Übersicht zu technischen Hilfen der Fachberatung Demenz der eva zum Download bereit. Dort findet sich auch eine Erläuterung zu den technischen Varianten von Ortungsgeräten. Leider lässt sich die Liste der Produkte nicht so laufend aktualisieren wie manche auf dem Markt erscheinen und wieder verschwinden. Trotzdem ermöglicht die Liste eine guten Überblick: http://www.eva-stuttgart.de/fileadmin/Redaktion/2_unsere_angebote/im_alter/alzheimer_beratung/Technische_Hilfsmittel_Demenz.pdf

Krankenkassen müssen stationäre Rehabilitationsmaßnahmen auch bei fortgeschrittener Demenzerkrankung bezahlen
Das diesbezügliche Urteil des Landessozialgerichts Baden-Württemberg wurde bereits mehrfach in der Presse veröffentlicht. Eine ausführliche Darstellung des Urteils ist auf der Internetseite des Landessozialgerichts zu finden (siehe Link unten). Leider hat der Medizinische Dienst bei der Begutachtung von Reha-Anträgen für demenzkranke Menschen in der Vergangenheit immer wieder recht pauschal solche Anträge abgelehnt. Als Begründung wurde meist entweder auf das fortgeschrittene Krankheitsstadium verwiesen oder es wurden an Stelle einer stationären Behandlung eine ambulante Behandlung von Ergotherapie empfohlen, die vorrangig zu nutzen sei. Das umfassende therapeutische Angebot der wenigen spezialisierten Alzheimer-Therapiezentren in Deutschland kann jedoch in keiner Weise mit der Verordnung einer ambulanten ergotherapeutischen Behandlung verglichen werden. In den Zentren werden ganz unterschiedliche Therapien und Angebote erprobt und die Angehörigen, die dort obligatorisch miteinbezogen werden, werden eingehend beraten. Sie erhalten zudem vielerlei auf ihr demenzkrankes Familienmitglied individuell zugeschnittenen Empfehlungen für die Gestaltung des Alltags und für die Förderung und Anregung zu Hause. Es ist zu hoffen, dass das Urteil positive Auswirkungen auf die Begutachtungspraxis hat.
http://www.lsg-baden-wuerttemberg.de/pb/,Lde/Startseite/Presse/Stationaere+Rehabilitation+auch+bei+Demenzerkrankten+moeglich/?LISTPAGE=4978606

Angebote für Angehörige Demenzkranker in Stuttgart
Neben den Beratungsangeboten insbesondere durch die GerBera-Dienste in Stuttgart stehen Angehörigen demenzkranker Menschen unter anderen folgende Angebote zur Verfügung:

 

Mit freundlichen Grüßen
Günther Schwarz
Netzwerk Demenz Stuttgart / GAGS e.V.

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