Liebe Angehörige, Fachkräfte und Interessierte,
heute möchte ich Ihnen wieder einmal eine Zusammenstellung von aktuellen Informationen, Veranstaltungstipps sowie Hinweisen zu einigen Aktualisierungen von Ratgebern zusenden.

Übersicht

(Durch Klicken auf eine Überschrift gelangen Sie zum jeweiligen Textabschnitt)

Veranstaltungshinweise und Kurse

Wegweiser Demenz Stuttgart aktualisiert und vollständig überarbeitet - auch Druckversion verfügbar

Ratgeber und Präsentationen zur Pflegeversicherung, zu rechtlichen Fragen und zu finanziellen Hilfen aktualisiert

Übersicht zu technischen Hilfen und Pflegehilfsmitteln aktualisiert

Software Media4Care für Tablets steht derzeit kostenlos zum Download zur Verfügung

Kostenübernahme für Ortungsgeräte für demenzkranke Menschen durch Kranken- und Pflegekassen möglich

Fachliche Vorgaben und Kontrollen bei Pflege-Wohngemeinschaften sollen entfallen

Mitwirkungsmöglichkeiten von Heimbeiräten waren in Baden-Württemberg in Gefahr

Kostenübernahme für Krankentransporte durch die Krankenkasse auch ohne vorherige Genehmigung

Empfänger von Bürgergeldleistungen dürfen notfalls ihre Arbeit wegen Pflegedarf in der Familie aufgeben

Hohe Cholesterinwerte (LDL-Cholesterin) im mittleren Lebensalter erhöhen offenbar das Risiko im Alter demenzkrank zu werden

Die geistige Informationsgeschwindigkeit verringert sich erst mit 60 Jahren – nach einer aktuellen Studie

 

 

Veranstaltungshinweise und Kurse

Wegweiser Demenz Stuttgart aktualisiert und vollständig überarbeitet - auch Druckversion verfügbar

Der Wegweiser steht in der 5. Überarbeitung zum Download zur Verfügung. Neue Angebote in Stuttgart wurden aufgenommen und beschrieben, Regelung zur Pflegeversicherung und zu rechtlichen Fragen aktualisiert, Formulierungen im Text verbessert und Internetlinks sowie Anschriften aktualisiert.
Auch der Druck von 1500 Exemplaren war mit freundlicher Unterstützung der Dieter von Holtzbrinck Stiftung möglich. Die Broschüren sind bereits weitgehend an Beratungsdienste verteilt. Noch verfügbare Druckexemplare können nach vorheriger Anfrage (per E-Mail an demenznetz@gmx.de) bei einer Stelle in Stuttgart-Mitte abgeholt werden. Hier finden Sie den Download vom Wegweiser: https://www.demenz-stuttgart.de/rat-und-information/

 

Ratgeber und Präsentationen zur Pflegeversicherung, zu rechtlichen Fragen und zu finanziellen Hilfen aktualisiert

Beim Ratgeber zur Pflegeversicherung wurden vor allem die neuen ab 1.7.25 geltenden Regelungen der Verhinderungspflege und Kurzzeitpflege angepasst (Gemeinsamer Jahresbetrag) sowie der dadurch erhöhte maximale Leistungsbetrag zur Verhinderungspflege. Entsprechend wurden auch die mehrfarbigen  Übersichtstabellen in der Präsentation zur Pflegeversicherung überarbeitet. Beim Ratgeber zu rechtlichen Fragen wurden einige Themen etwas ausführlicher dargestellt und Formulierungen überarbeitet. Neu hinzugekommen ist auch hier eine Präsentation zu rechtlichen und finanziellen Themen, in der alle Themen kurzgefasst und übersichtlich vermittelt werden. Beim Ratgeber zu finanziellen Fragen wurden lediglich die Regelungen zu den Merkzeichen "G", "aG" und die Vergünstigungen bei "B" aktualisiert. Zudem sind einzelne Euro-Beträge angepasst.
Alle Ratgeber und Präsentationen finden Sie bei https://www.demenz-stuttgart.de/rat-und-information/ .

 

Übersicht zu technischen Hilfen und Pflegehilfsmitteln aktualisiert

In der Übersicht wurden einige Produkte neu aufgenommen und Erläuterungen überarbeitet. Die Links zu Produktseiten und Händlern wurden überprüft und aktualisiert, ebenso Hinweise auf Preise. Ein neues Ortungssystem (Otiom) wurde aufgenommen und näher beschrieben. Download der Übersicht: https://www.demenz-stuttgart.de/files/7369/technische_hilfsmittel_demenz.pdf

 

Software Media4Care für Tablets steht derzeit kostenlos zum Download zur Verfügung

Die Software ermöglicht vielfältige Anregungen für Sinne und Geist mit Spielen, Bildern, Musik, Rätseln und Filmen. Alles kann sehr einfach ohne Vorkenntnisse ausprobiert werden. Wer ein Tablet besitzt oder sich ein günstiges für ca. 150-200 € kauft, kann derzeit die Software (Computerprogramm) von Media4Care kostenlos herunterladen, installieren und im Prinzip dauerhaft nutzen (nur auf Tablets möglich). Das Programm wurde von Fachleuten aus der Praxis (u.a. Ergotherapeuten) besonders auch für Menschen mit Demenz und ihre Betreuenden entwickelt.
Das Programm kann sowohl von Betreuenden und Erkrankten gemeinsam genutzt werden wie auch von Erkrankten selbst, wenn Sie auf dem Tablet die Schaltflächen lesen und antippen können. Es kann nichts schiefgehen und geht alles sehr einfach. (Download: https://www.media4care.de/betreuung-zuhause/kostenlos-herunterladen/). Alternativ kann von der Firma auch ein Tablet mit installierter Software, Kundensupport und Geräteversicherung für ca. 35 € monatlich gemietet werden oder auch 30 Tage kostenlos getestet werden: https://www.media4care.de/  .

 

Kostenübernahme für Ortungsgeräte für demenzkranke Menschen durch Kranken- und Pflegekassen möglich

Nach einem Urteil des Bundessozialgerichts von 2020 (AZ: B 3 KR 15/19 R) muss die Krankenkasse die Kosten für ein Ortungssystem im Einzelfall übernehmen, wenn das Gerät einem desorientierten Menschen mehr Freiheit, Eigenaktivität und Teilhabe am Leben ermöglicht. Das Gerät sollte aber entsprechend dem Urteil einen Sicherheitsverschluss haben, um versehentliches Entfernen zu vermeiden. Eine dafür nötige ärztliche Verordnung und Begründung gegenüber der Krankenkasse sollte gut und in Anlehnung an das Urteil begründet werden. Erläuterung zum Urteil sind hier zu finden: https://pflegeberatung-aachen.de/gps-uhr-muss-von-der-kasse-uebernommen-werden/ . Der Online-Händler Seniorentechnik Martin gibt beim Kauf eines GPS-Ortungsgeräts Hilfestellung beim Antrag an die Kasse und hat diesbezüglich bereits positive Erfahrungen.
Weitere Informationen zu Ortungsgeräten und Händlern finden Sie auch in der Übersicht zu Technischen Hilfen ab Seite 25: https://www.demenz-stuttgart.de/files/7369/technische_hilfsmittel_demenz.pdf

 

Fachliche Vorgaben und Kontrollen bei Pflege-Wohngemeinschaften sollen entfallen

Im Entwurf der Landesregierung zur Reform des "Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetzes" (WTPG) ist offenbar geplant die ordnungsrechtliche Verantwortung des Landes für ambulant betreute Pflege-Wohngemeinschaften zu streichen. Damit würden fachliche Vorgaben zur Qualität Wohngemeinschaften sowie Kontrollen durch die Heimaufsicht entfallen. Mehrere Selbsthilfeverbände und Interessenvertretungen Pflegebedürftiger haben Ende Mai ein Positionspapier gegen die Streichung verfasst. Befürchtet wird, dass Pflege-Wohngemeinschaften dadurch der Beliebigkeit und den Kräften des Marktes preisgegeben werden.
Die Landesregierung strebt mit der Gesetzesreform insgesamt eine Entbürokratisierung und Entlastung der Heimaufsichtsbehörden an. Die Entbürokratisierung in der Pflegeversorgung ist wegen der vielen Dokumentationspflichten und Vorgaben, die teilweise fragwürdig oder wertlos erscheinen, ein gemeinsames Anliegen vieler. Der Vorrang von Marktinteressen kann jedoch zu Angeboten mit schlechter Qualität der Betreuung und Pflege führen. Solche Entwicklungen waren bei Pflege-Wohngemeinschaften in Berlin zu beobachten.

Das Positionspapier der Interessenvertretungen Pflegebedürftiger ist hier zu finden: https://www.lag-selbsthilfe-bw.de/detailansicht/aenderungen-im-wohn-und-teilhabepflegesetz-wtpg  

 

Mitwirkungsmöglichkeiten von Heimbeiräten waren in Baden-Württemberg in Gefahr

In einem ersten Ansatz zur Reform des "Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetzes" (WTPG) hatte die Landesregierung wohl die Vorgaben zur Mitwirkung von Bewohnerbeiräten und Heimfürsprechern in Pflegeheimen gestrichen. Betreiber von Pflegeeinrichtungen beklagen, dass es immer schwieriger wird, Bewohnervertretungen zu finden und diese teilweise kaum ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen. (Auch Angehörige von Bewohner können die Aufgabe als sogenannte "Heimfürsprecher" übernehmen). Insbesondere der Landesseniorenrat, der Heimbeiräte im Land fachlich unterstützt, hat ein klares Bekenntnis zur Mitwirkung der Bewohnerinnen und Bewohner über Heimbeiräte gefordert. Der Gesetzentwurf soll nun weiter die Verpflichtung zur Mitwirkung von Beiräten enthalten. Zudem sollen die Möglichkeiten verbessert werden, geeignete Beiräte und Heimfürsprecher zu finden.
https://lsr-bw.de/gemeinsame-loesung-fuer-sicherung-der-mitwirkung-in-pflegeheimen/

 

Kostenübernahme für Krankentransporte durch die Krankenkasse auch ohne vorherige Genehmigung

Für Krankentransporte müssen gesetzlich Versicherte nicht zwingend vorab eine Genehmigung einholen. War der Transport medizinisch notwendig und ärztlich verordnet, muss die Krankenkassen die Kosten auch dann rückwirkend bezahlen, wenn hierfür vorab keine Genehmigung vorgelegen hat. Das entschied das Bundessozialgericht (BSG) in Kassel in einem am 21. Mai 2025 veröffentlichten Urteil (Az.: B 1 KR 7/24 R). Das Genehmigungsverfahren habe hier lediglich die Funktion, den Patienten Sicherheit zu geben. Nachzulesen hier: https://www.gegen-hartz.de/urteile/pflege-grundsatzurteil-anspruch-auf-kosten-fr-krankentransporte-auch-ohne-genehmigung 

 

Empfänger von Bürgergeldleistungen dürfen notfalls ihre Arbeit wegen Pflegedarf in der Familie aufgeben

Eine Tochter nahm eine Stelle im Schichtdienst an und erhielt ergänzend Bürgergeld. Zugleich pflegte sie ihre Mutter, mit der sie zusammenlebte. Als der Pflegebedarf unvorhergesehen zunahm, kündigte die Frau die Stelle, um die Mutter ausreichend pflegen zu können. Das entsprach auch dem Wunsch der Mutter. Das Jobcenter forderte daraufhin das gezahlte Bürgergeld zurück, da die Tochter sich in Bezug auf die Leistungsgewährung "sozialwidrig" verhalten hätte. Im Gerichtsverfahren gab das Landesgericht der Tochter recht. Es argumentierte, dass die dreimal täglich anfallende Pflege nicht mit einer Arbeit im Schichtsystem auf Abruf mit variablen Zeiten zu realisieren sei. Ein Arbeitsverhältnis aufzulösen, um die schwerbehinderte Mutter zu pflegen, stelle nicht zwingend ein sozialwidriges Verhalten dar. Vielmehr ginge es um den Einzelfall, der betrachtet werden muss. Das Gericht stärkte damit die Pflege durch Angehörige gegenüber Sanktionen durch Sozialleistungsträger.
https://www.gegen-hartz.de/urteile/buergergeld-jobcenter-sagt-haeusliche-pflege-sei-sozialwidrig-und-kassierte-urteil

 

Hohe Cholesterinwerte (LDL-Cholesterin) im mittleren Lebensalter erhöhen offenbar das Risiko im Alter demenzkrank zu werden

Bereits im Jahr 2024 ergänzte der Wissenschaftlerkreis der Lancet-Kommission bei ihrer fortlaufenden Auswertung internationaler Studien zu Risikofaktoren für Demenzerkrankungen einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel als weiteren mittlerweile gut belegten Risikofaktor im mittleren Lebensalter. Hohe Cholesterinwerte (über 116 mg/dl) sind schon lange als Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall bekannt, da sie zur Arteriosklerose in Blutgefäßen beitragen. Hohe Cholesterinwerte sind dadurch ähnlich wie Bluthochdruck auch in Zusammenhang mit der Entstehung durchblutungsbedingter Demenzerkrankungen (vaskuläre Demenz) relevant. Die Studien weisen zudem auch auf eine Risikoerhöhung für die Alzheimer Krankheit hin. Einige Studien zeigen darüber hinaus, dass eine medikamentöse Behandlung mit Cholesterinsenkern die Risikoerhöhung reduziert. Damit gibt es Möglichkeiten Einfluss zu nehmen.
Eine neue Studie aus Korea weist sogar darauf hin, dass sogenannte Statine (Cholesterinsenker) auch bei nicht erhöhtem Cholesterinspiegel das Demenzrisiko senken könnten. Allerdings sind hierzu die bisherigen Forschungen insgesamt inkonsistent. Eine frühere Studie wies nämlich sogar auf eine Erhöhung des Risikos demenzkrank zu werden hin, wenn zum Zeitpunkt der Einnahme bereits leichte geistige Beeinträchtigungen vorhanden waren. Es braucht daher weitere Forschungen.

Informationen zu dieser Thematik, auch dazu, welche Cholesterinwerte bei bereits bestehenden anderen gesundheitlichen Risikofaktoren empfohlen werden, finden Sie in den folgenden für Laien verständlichen Artikeln:

https://www.alzheimer-forschung.de/aktuelles/meldung/neue-demenz-risikofaktoren-2024-1/

https://www.morgenpost.de/ratgeber-wissen/article408751282/demenzrisiko-senken-was-cholesterin-damit-zu-tun-hat.html

https://www.t-online.de/gesundheit/aktuelles/id_100720150/demenz-und-cholesterin-ab-diesem-wert-schuetzen-sie-ihr-gehirn.html

https://www.abendblatt.de/ratgeber-wissen/article408663275/cholesterin-werte-hdl-ldl-tabelle.html

https://www.t-online.de/gesundheit/krankheiten-symptome/cholesterin-und-blutfettwerte/id_89037302/cholesterinsenker-gefahren-der-statine-nebenwirkungen-und-mythen.html

Zur umfassenden Thematik, welche Forschungsergebnisse und Erkenntnisse es allgemein zu Risikofaktoren für Demenzerkrankungen gibt (genetische und andere) und welche Empfehlungen zur Vorbeugung und Lebensgestaltung sich daraus ableiten lassen, finden Sie einen gut verständlichen Text und eine kurzgefasste Präsentation hier (beides ist vollständig überarbeitet und aktualisiert):

https://www.demenz-stuttgart.de/files/7367/risikofaktoren-und-vorbeugung-bei-demenzerkrankungen.pdf

https://www.demenz-stuttgart.de/files/7367/risikofaktoren-und-vorbeugung-demenz-praesentation.pdf

 

Die geistige Informationsgeschwindigkeit verringert sich erst mit 60 Jahren – nach einer aktuellen Studie

Durch Datenauswertung einer amerikanischen Studie mit über einer Million Teilnehmern konnte Wissenschaftler der UNI Heidelberg die bisher gängige wissenschaftliche Annahme widerlegen, nach der die mentale Verarbeitungsgeschwindigkeit im Alter von etwa zwanzig Jahren am schnellsten ist und dann mit zunehmendem Alter sinkt. Sie konnten herausfinden, dass ältere Menschen vor allem deshalb langsamer sind, weil sie vorsichtiger antworten und sich mehr auf die Vermeidung von Fehlern konzentrieren. Auch die motorische Reaktionsgeschwindigkeit sinkt bereits im mittleren Lebensalter. Erst bei Teilnehmern mit einem Alter von über 60 Jahren zeigte sich, dass auch die durchschnittliche Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung fortschreitend abnahm. „Es sieht so aus, als ob wir im Laufe unseres Lebens zunächst keine wesentlichen Einbußen bei der mentalen Verarbeitungsgeschwindigkeit befürchten müssen – insbesondere nicht im Verlauf eines typischen Berufslebens", schließen die Wissenschaftler aus den Ergebnissen. Nachzulesen in dieser Meldung: https://www.uni-heidelberg.de/de/newsroom/mentale-verarbeitungsgeschwindigkeit-veraendert-sich-kaum-ueber-die-lebensspanne 

 

 

Mit herzlichen Grüßen

Günther Schwarz
Netzwerk Demenz Stuttgart / GAGS e.V.
c/o eva, Büchsenstr. 34/36, 70174 Stuttgart
E-Mail:
demenznetz@gmx.de

www.demenz-stuttgart.de