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04.11.2010

Neues vom Netzwerk Demenz Stuttgart – 15.000 Euro Förderung / Kooperationen / Arbeitsgruppen / Informationen

Sehr geehrte Netzwerkinteressenten,

Den folgenden aktuellen Informationen voranstellen möchte ich eine „demenzbezogene" Vorbemerkung zum Zeitgeschehen. Wenn Sie sie überspringen möchten, lesen Sie einfach danach weiter.

Stuttgart 21 bewegt zur Zeit die Gemüter und Gedanken vieler Menschen. Selbst seither unpolitische Menschen eignen sich erstaunliches Sachwissen an und beziehen – in welche Richtung auch immer – Position. Das ist gut, denn es geht um unsere gemeinsame Zukunft und die Umgebung, in der wir leben.
Um unsere Zukunft und die Lebensbedingungen, mit denen wir leben, geht es aber ebenso beim Thema Demenz. Jeder Dritte, der das 65. Lebensjahr erreicht, wird im weiteren Verlauf seines Lebens an einer Demenz erkranken. Und es wird mindestens nochmal so viele betreuende Angehörige und Pflegende geben. Bei einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von neun Jahren geht es immerhin um ein Zehntel der gesamten Lebenszeit. Mit den Auswirkungen und Lebensbedingungen bei einer Demenzerkrankung haben wir sowohl am Tag als auch in der Nacht zu tun. Durch einen Bahnhof fahren wir vielleicht zweimal am Tag durch. (Das soll keineswegs die Bedeutung von Stuttgart 21 schmälern).
Über zukunftsweisende Planungen zur Versorgung von Menschen mit Demenz, darauf bezogene arbeitspolitische Überlegungen und Ähnliches spricht man noch überwiegend in ausgewählten Fachkreisen. Im gesellschaftlichen und politischen Gesamtgeschehen wirken solche Planungen und konkrete Aktivitäten vergleichsweise verhalten und unscheinbar. Zum gleichen Zeitpunkt verlassen qualifizierte Ärzte und gute Pflegekräfte unser Land, weil sie anderswo bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung finden. In Stuttgart gibt es mittlerweile einen akuten Fachkräftemangel in der Pflege.
Natürlich ist es kaum vorstellbar, dass Menschen wegen ihrer künftigen Lebensbedingungen als Demenz-Betroffene auf die Straße gehen. Auf durchaus verständliche und teils gesunde Weise verdrängen wir, was uns in Zukunft erwarten könnte. Und trotzdem: Die Lebenswirklichkeit unserer gemeinsamen Zukunft in zehn, zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren ist sehr eindeutig. Viele von uns werden sich für Jahre in der Rolle des Kranken und/oder des Pflegenden wiederfinden. Erweitert man den Kreis auf andere Ursachen von Pflegebedürftigkeit, wird es ohne Zweifel der Großteil von uns sein, der eine oder beide dieser Rollen für längere Zeit übernehmen wird.
Ein Beispiel dafür wie Lebenswirklichkeit trotz oder "mit" Demenz gestaltet werden kann, zeigt der Filmbeitrag über ein „Alzheimerdorf“ aus Holland, zu dem Sie unten einen Link finden. Solche und ähnliche Beispiele brauchen für ihre Weiterentwicklung und Verbreitung vermutlich mehr als andere wichtige Themen die Bereitschaft und den Mut einer Gesellschaft, sich positiv gestaltend auch mit weniger erwünschten Seiten ihrer eigenen Zukunft zu befassen. Kostenaspekte, die oft als Begründung dafür zu stehen scheinen, sich nicht zu sehr mit der Thematik zu befassen, stehen auch im persönlichen Leben immer dann im Vordergrund, wenn einem der Wert einer Ausgabe nicht nachvollziehbar ist oder man das, worum es geht, nicht sehen will oder kann. Angst kann lähmen. Wer Demenz nicht sehen will, weil sie Angst macht oder unangenehme Erwartungen weckt, wird von ihr eines Tages überrascht werden. Wer sie nicht ausschließt, kann hingegen Gestaltungsmöglichkeiten vorbereiten und nutzen und seine eigene Lebensqualität damit verbessern.

aktuelle Informationen:

  • Kooperation von Netzwerk für Pflegende, Netzwerk Palliativ, Netzwerk Demenz und Stuttgarter Wochenblatt:
    Ab Oktober gestalten wir in Kooperation mit diesen Partnern eine Serie mit dem Titel „Gepflegte Geschichten“. Alle 4-6 Wochen wird jeweils in einigen Regionalteilen des Wochenblatts die Geschichte eines pflegenden Angehörigen erscheinen. Die Netzwerke stellen die Kontakte zu den pflegenden Angehörigen her und gestalten zu jeder Geschichte einen Informationskasten mit Tipps und Telefonnummern. Die Geschichten sollen bemerkenswert und interessant sein, zur Übernahme häuslicher Pflege ermutigen, ebenso aber auch Grenzen der Pflege zu Hause aufzeigen. Zudem geht es darum, auf Hilfen hinzuweisen (Tipps und Informationen), den pflegenden Angehörigen Anerkennung zu vermitteln und den gesellschaftlichen Wert familiärer Pflege hervorzuheben. (Näheres zur Kooperation lesen Sie im angehängten Text).
  • 15.000 € für das Netzwerk Demenz Stuttgart von der Aktion Demenz:
    Unter 234 Antragsstellern wurden wir als eines von 35 Projekten zum Thema „demenzfreundliche Kommune“ von der Aktion Demenz e.V. zur Förderung ausgewählt. Die Robert-Bosch-Stiftung hat für die Förderung aller Projekte insgesamt 500.000 € bereitgestellt. Unser Antrag hat den Titel „Stadtteile auf dem Weg“. Mit dem Geld werden drei Jahre lang Initiativen in Stadtteilen unterstützt, in denen sich mehrere Kooperationspartner zusammentun und durch unterschiedlichste Aktivitäten und Veranstaltungen das Thema Demenz auf informative und ansprechende Weise in die Öffentlichkeit bringen. In einigen Stuttgarter Stadtgebieten gibt es bereits aktive Gruppen. Diese Initiativen treffen sich in der AG „Stadtteilarbeit“ des Netzwerks.
  • Demenzwegweiser wird gelobt:
    Der Demenzwegweiser Stuttgart wird mittlerweile von vielen Seiten sowohl aus Fachkreisen als auch von Angehörigen Demenzkranker in Bezug auf seinen Informationsgehalt, die Verständlichkeit und die übersichtliche Struktur gelobt. Er ist nach wie vor als pdf-Datei auf einigen Internetseiten abrufbar (z.B. www.alzheimerberatung-stuttgart.de) und gegen Versandgebühr anzufordern. Die pdf-Datei kann auch ohne Genehmigung auf weiteren Internetseiten zum Download bereitgestellt werden.
  • Netzwerk-Arbeitsgruppen aktiv:
    In der AG „Stadtteilarbeit“ haben sich am 16.9. erstmalig Initiativen ausgetauscht, die Veranstaltungsreihen und Demenzkampagnen in Stuttgarter Stadtteilen in Kooperation durchgeführt haben. Auch Interessenten, die solche Initiativen planen oder sich daran beteiligen möchten, nahmen an dem Treffen teil (das ausführliche Protokoll des Treffens mit Informationen zu den Stadtteilaktivitäten kann angefordert werden). Interessenten für die AG können sich bei Herrn Blum oder bei mir melden.
    Die AG „Leben, Wohnen, Pflegen“ hat sich am 20.9. zum ersten Mal getroffen. Dazu eingeladen wurden Personen aus unterschiedlichsten Bereichen, die mit dem Themenbereich in Kontakt sind. Beim ersten Treffen wurden mögliche Inhalte und Ziele der AG diskutiert. Beim nächsten Treffen sollen sie vereinbart werden. Interessenten für die AG können sich bei Herrn Gunsilius, Frau Schuster oder bei mir melden.
    Die AG  „Krankenhaus und Demenz“ wird Anfang 2011 beginnen. Interessenten für die AG können sich bei Herrn Dr. Fischer, Frau Kienzle oder bei mir melden.
  • Interessanter Filmbeitrag über ein „Alzheimerdorf“ in Holland:
    Im ZDF wurde vor einigen Wochen ein kurzer Filmbeitrag über ein neues Konzept in Holland gezeigt, das qualitätvolle Betreuung mit viel Normalität im Wohn- und Lebensumfeld verbindet. Nach wie vor investiert man in nordeuropäischen Ländern mehr an Vorsorge und Solidarleistungen in die Betreuung demenzkranker und pflegebedürftiger Menschen. Der Film kann über folgenden Link im Internet angesehen werden:
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1144456/Pilotprojekt:-Leben-im-Alzheimerdorf
    Über den Beitrag finden Sie im Anhang auch einen Text. In dem Zusammenhang hänge ich auch noch Texte zu dem vor einiger Zeit gesendeten Beitrag über die Pflegeeinrichtung für Demenzkranke in Thailand an. Dort entwickeln sich übrigens zunehmend Pflegeangebote für Kurzzeit- und Dauerbetreuung. Von beiden Filmbeiträgen kann ich Ihnen bei Bedarf auch eine Aufzeichnung in Dateiform zukommen lassen.
  • Neue kostenlose Broschüren zu Demenz:
    Wenn das Gedächtnis nachlässt – Ein Ratgeber für die häusliche Betreuung demenzkranker älterer Menschen: Die Broschüre enthält vielfältige fundierte und verständlich geschriebene Informationen für Angehörige. Sie steht im Internet als Download bereit und kann auch kostenlos angefordert werden.
    http://www.bundesgesundheitsministerium.de/cln_178/nn_1168304/SharedDocs/Publikationen/DE/Pflege/BMG-P-G504-Wenn-das-Gedaechtnis-nachlaesst.html?__nnn=true
    Frühdiagnose Alzheimer Demenz – Konsequenzen für Patient und Versorgung: Die Broschüre enthält aktuelle Fachvorträge zum Thema und steht auf folgender Seite zum Download bereit:
    http://www.zukunftsforum-demenz.de/pdf/doku_28_innen.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Günther Schwarz
Netzwerk Demenz Stuttgart / GAGS e.V.